In den 1890er Jahren kam der moderne Fußball auf den Spuren der Briten ins benachbarte Deutschland, und 1903 wurde die Deutsche Meisterschaft als Vorläufer der Liga eingeführt, die höchste Auszeichnung im deutschen Fußball, bevor die Bundesliga gegründet wurde.
Die Deutsche Meisterschaft 1922 ist eines der denkwürdigsten Turniere in der Geschichte des Fußballs. Bei diesem Turnier trafen die Mannschaft, die den dritten Titel in Folge anstrebte, und der Neuling Hamburg im Finale aufeinander und boten gemeinsam das "unsterbliche Finale" in der Geschichte des deutschen Fußballs: Zwei Runden mit 232 Minuten Spielzeit konnten keinen Sieger ermitteln, und das Finale endete mit einem Unentschieden im Kampf um den Titel.
Vor der Deutschen Meisterschaft 1922 hatte Nürnberg das Turnier zwei Jahre in Folge gewonnen: 1920 schlug man den Gegner im Finale mit 2:0 und holte damit den ersten Titel überhaupt, und im Jahr darauf verteidigte man den Titel mit einem 5:0-Sieg über den Blau-Weißen FC Berlin. Im darauffolgenden Jahr verteidigten sie ihren Titel mit einem 5:0-Sieg über den blau-weißen FC Berlin, und im dritten Jahr in Folge erreichten sie unter dem ungarischen Trainer Quisner (einem der Gründerväter des brasilianischen Fußballs) das Finale, und auch dieses Mal strebten sie den Titel an.
Die andere Mannschaft, die das Finale erreichte, war Hamburg. Die alte deutsche Mannschaft, die später als "König des Nordens" bekannt wurde, war eine kleine Mannschaft, deren einzige Ehre der Gewinn der "Norddeutschen Meisterschaft" war. Es ist das erste Mal in ihrer 34-jährigen Geschichte, dass sie das Finale eines nationalen Wettbewerbs erreicht haben, und Hamburg wird auf einen kleinen Sieg gegen ihren zweifachen Meister hoffen.
In dieser Atmosphäre zog der Showdown zwischen den beiden Teams die Aufmerksamkeit der Fans auf sich.
Am 18. Juni 1922 verfolgten bis zu 30.000 Zuschauer das Endspiel im Deutschen Stadion in Berlin.
In jenen Tagen, als die 235er-Formation populär war, enttäuschten die beiden Mannschaften ihre Fans nicht und lieferten sich einen tollen Kampf gegen die Uhr. Hans Reif brachte Hamburg in der ersten Halbzeit in Führung, aber Nürnberg erzielte in den nächsten 10 Minuten zwei Treffer, um Hamburg in eine schwierige Lage zu bringen. 1:2 lautete der Spielstand bis zur 85. Minute, als Hamburgs Held auf den Plan trat und Hans Flor den Ausgleich erzielte! Das Spiel ging in die Verlängerung, aber keine der beiden Mannschaften konnte noch einen Treffer erzielen.
In einer Zeit, in der es noch kein Elfmeterschießen gab, mussten sich die beiden Mannschaften für ein Wiederholungsspiel zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.
Etwas mehr als einen Monat später, am 6. August, kam es in Leipzig zum Rückspiel zwischen den beiden Mannschaften. Das Spiel war sogar noch dramatischer, da Nürnberg in den ersten 18 Minuten einen Platzverweis erhielt (damals gab es keine roten oder gelben Karten, sondern nur verbale Strafen durch den Schiedsrichter). Nürnberg ging in der 48. Minute durch einen Treffer von Heinrich in Führung, doch Hamburg glich in der 69. Minute aus. Aber dann erzielte Hamburg den Ausgleich in der 69.
Der Spielstand von 1:1 blieb bis zum Ende der 90 Minuten bestehen, und wieder gingen beide Mannschaften in die Verlängerung. Wie im ersten Finale wurde Nürnberg in der 112. Minute der Verlängerung erneut mit einem Mann des Feldes verwiesen, und zusammen mit den beiden Männern, die zuvor verletzt das Feld verlassen hatten, spielten sie mit nur sieben Mann auf dem Feld. Nach den Regeln müssen mindestens acht Mann auf dem Feld sein, und der Schiedsrichter pfiff zu diesem Zeitpunkt zum Abbruch des Spiels.
Es war das erste Mal in der Geschichte der deutschen Meisterschaft, dass dies geschah, und der deutsche Fußballverband musste sich den Kopf zerbrechen.
Ursprünglich wollte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Titel an die unterlegene Hamburger Mannschaft vergeben, aber das Spiel wurde nicht entschieden, und so traf der DFB schließlich eine "gerechte" Entscheidung: Nürnberg und Hamburg wurden zu gemeinsamen Siegern erklärt! Aber niemand sollte die Trophäe erhalten.
Und so wurden die beiden Mannschaften nach zwei "monumentalen Endspielen" zum ersten und einzigen unentschiedenen Meister in der Geschichte des Fußballs. Aus Verlegenheit oder Verachtung hat keine der beiden Mannschaften die deutsche Meisterschaft von 1922 auf ihrer offiziellen Website in ihre Ehrenliste aufgenommen. Man kann also tatsächlich sagen, dass keine der beiden Mannschaften das Turnier gewonnen hat.
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